Sonntag, 12. Januar 2014

Wie ich lernte luzid zu träumen.

Falsch: eigentlich müsste es heißen "wie ich LERNE luzid zu träumen"- wie schon erwähnt: das Erlernen des luziden Träumens ist ein nie aufhörender Prozess. Zwar hatte ich mittlerweile schon viele Klarträume, darunter lange, intensive, aufschlussreiche (,...) Klarträume und dennoch bin ich eine blutige Anfängerin :) .

Bevor ich anfange über Techniken und anderen theoretischen Kram, den man auch bei Wikipedia nachlesen kann, zu texten, will ich erst einmal über etwas Persönliches schreiben, meine eigene "Klartraumgeschichte", die vielleicht doch den ein oder anderen motiviert oder zumindest unterhält:

Meine offizielle "Karriere" als Klarträumerin startete ich im Oktober/November 2010 (an ein genaues Datum kann ich mich nicht erinnern, nur daran, dass es ein typisch deutscher, regnerischer, Spätherbsttag war). Ich saß zuhause vor dem PC und gurkte in einem Internetforum herum, in dem ich damals recht aktiv war. Ich las mich so durch 10 Seiten Offtopicgelaber in dem die Leute, die vom eigentlich Thema längst abgekommen waren, nun über Träume diskutierten und darüber, dass es doch cool wäre, wenn man immer das träumen könnte, worauf man gerade Lust hat. Irgendjemand warf dann den Begriff "luzides Träumen" in den Raum, natürlich mit dem obligatorischen Wikipedia-Link dazu, den ich daraufhin gleich mal anklickte und der mich dann auch für eine ganze Weile in Beschlag nahm.

Das Thema Träume war für mich nicht direkt Neuland. Schon als Kind, so zwischen 7 und 9 Jahren, hatte ich, ohne es zu wissen etwas, das dem luziden Träumen schon recht nahe kam. Ich hatte damals oft Alpträume, manchmal jede Nacht und um dies vorzubeugen visualisierte ich vor dem schlafen gehen sehr intensiv eine bestimmte Szene, von der ich träumen wollte. Die Szene stammte aus einem Traum aus meiner frühen Kindheit und handelte vom Fliegen. Ich wollte damals immer vom Fliegen träumen, da ich das nur recht selten tat und daher visualisierte ich eine Szene, in der ich über eine schöne Landschaft flog. Tatsächlich träumte ich daraufhin ein paar mal vom Fliegen, zwar nie genau von dieser Szene, aber immerhin nichts "alptraummäßiges" . Ein paar mal schaffte ich es auch aus einem Alptraum bewusst aufzuwachen, auf die Idee, dass man statt sich aufzuwecken mit dem Traum interessantere Sachen hätte machen können, bin ich damals anscheinend noch nicht gekommen, oder aber, es ist mir einfach nicht gelungen- so genau weiß ich das nicht mehr.

Das, was ich nun im Internet über das Klarträumen herausfand, erinnerte mich ein wenig an diese Kindheitserlebnisse, daher hielt ich es von vorne herein zumindest schon einmal für machbar und schob es nicht in die "geil-aber-bestimmt-esoterischer-unfug"-Ecke ab. Ich bestellte mir noch am selben Tag das Buch "Schöpferisch Träumen" von Paul Tholey und Kaleb Utecht (ein Klassiker für Klartraumanfänger) und funktionierte einen unbeschriebenen Paperblanks-Kalender von 2008 schnell zum Traumtagebuch um und legte dieses zusammen mit einem Kugelschreiber und ein paar ausgedruckten Seiten aus einer PDF-Datei über Klarträume (die dann zu meiner Gute-Nacht-Lektüre wurde) neben mein Bett. In dieser Nacht und auch in den darauffolgenden 2 Nächten hatte ich keinen Klartraum und auch nur eine sehr spärliche Traumerinnerung. Die einzelnen Traumfetzen, die hängenblieben, notierte ich dennoch in mein "Traumtagebuch" und versuchte mich in den nächsten Tagen an Realitychecks und der MILD-Technik. Dank eines recht schnellen Versands kam "Schöpferisch Träumen" noch bei mir zuhause an, bevor ich eventuell schon aufgeben könnte. Ich las das Buch an einem Tag durch und dann passierte das "Unglaubliche": Ich hatte bereits 4 Tage, nachdem ich erstmals vom Thema Klarträumen erfahren hatte, meinen ersten Klartraum.

In diesem Traum stand ich auf einem kleinen Hügel und unten, um den Hügel herum war so etwas wie ein kleines Volksfest mit Fahrgeschäften, Losbuden und ein paar Leuten. Ich stand dort oben und mir kam plötzlich wieder das Klarträumen in den Sinn und ich machte den ersten positiven Realitycheck meines Lebens (den Nasen-RC, der übrigens bis heute mein Favourit ist). Von Euphorie gepackt wollte ich erst einmal meinen Kindheitstraum wieder aufleben lassen und versuchte zu fliegen, was allerdings eher schlecht als recht klappte und mich in einer Gruppe von Menschen unterhalb des Hügels landen lies. Ich war so durch den Wind, dass ich mich einfach nur in die Mitte der Gruppe stellte und ihnen lautstark klar machte: "haha, ich träume, ihr seid alle nur Kreationen meines Unterbewusstseins!!" - dann wachte ich auf.

Der luzide Teil des Traums dauerte insgesamt nur ein paar Sekunden und dennoch trug er dazu bei, meine Motivation noch einmal gewaltig anzukurbeln und auch meine Laune insgesamt zu verbessern.
Ein paar Wochen später hatte ich dann meinen zweiten Klartraumerfolg, diesmal mit der WILD-Technik. Wieder stieg meine Motivation um ein Vielfaches.

Meine Begeisterung für das Klarträumen hat bis heute nicht nachgelassen. Mittlerweile gehört das Träumen aber ebenso zu meinem Alltag wie die Routine tagsüber. Das soll nicht heißen, dass es für mich dadurch alltäglich im Sinne von "langweilig" geworden ist oder dass ich jede Nacht automatisch luzid träume (bis dahin hab ich noch 'nen weiten Weg vor mir). Das soll heißen, dass für mich Dinge wie Realitychecks und damit das ständige Hinterfragen meines Wachzustandes, das Führen meines Traumtagebuchs oder auch das Nachdenken über Träume und Trauminhalte mittlerweile einfach ganz zu meinem Leben gehört, wie früher schon das Lesen vor dem Schlafengehen oder das ausgedehnte Frühstück am Samstagmorgen. Wie jede Routine, wird auch die Routine des kontinuierlichen Wachbewusstseins und des Traumtagebuchs das ein oder andere Mal unterbrochen (einmal zum Beispiel entschied ich mich während eines Auslandaufenthalts bewusst zu einer 4-Monatigen Klartraumpause), allerdings wird sie ebenso auch immer wieder aufgenommen und es besteht nie das Bedürfnis, sie komplett aufzugeben, schließlich ist es ausnahmsweise eine Routine, die das Leben wirklich um einiges bereichert (und damit meine ich nicht nur das Leben nachts während des Träumens, sondern durchaus auch die Zeit, in der man hellwach ist).

Insgesamt hatte ich wohl gerade am Anfang ein großes Glück, da ich sehr schnell Erfolge erzielte. Das wiederum lag nicht an einem grandiosen secret talent für luzides Träumen, das in mir schlummerte, sondern einfach an meiner starken Motivation und meinem Durchhaltevermögen. Fazit: wenn man gleich von anfang an voll dabei ist und sich nicht ablenken lässt, kann das jeder schaffen ! ;) .

Was ist luzides Träumen?

... diese Frage wurde mir bisher von ca 99,9 % all derer gestellt, denen ich von meinem Vollzeithobby "Klarträumen" zum ersten Mal erzählte. Zugegeben: es ist schon ein wenig unangenehm, neben eher massentauglichen Freizeitbeschäftigungen wie lesen, schreiben, ins Kino gehen etc. "luzides Träumen" zu nennen, da dies für die meisten Leute entweder absolutes Neuland darstellt oder der Zuhörer mal vor 3 Jahren einen halbseitigen Artikel im "Stern" darüber gelesen hat und das eigentlich ohnehin eher für Humbug/Zeitverschwendung/ethisch bedenklich hält. In der Regel wird man daher erst einmal mit Fragen bombadiert, die darauf schließen lassen, dass das Gegenüber nun (Misstrauen hin oder her) am liebsten jetzt sofort ein geeignetes "Kochrezept" haben möchte, um das luzide Träumen nun auch selbst mal auszuprobieren. Natürlich lässt sich luzides Träumen nicht innerhalb von 2 Tagen und komplett ohne Aufwand erlernen und so wird auch dieses neue, zuerst ganz euphorisch angegangene. Hobby bei den meisten Leuten früher oder später auf die "mach ich mal, wenn ich wieder mehr Zeit habe"-Liste gesetzt und dort verstaubt es dann.
Zurück zur Frage "Was ist luzides Träumen?" Ganz grob:
Ein luzider Traum ist ein Traum, in dem man sich darüber bewusst ist, dass man gerade träumt und ihn dadurch bewusst steuern kann. Befindet man sich einmal im luziden Traumzustand, kann man im Prinzip machen, was einem gerade in den Sinn kommt, vorausgesetzt man schafft es den Traumzustand aufrecht zu erhalten und die nötige Traumkontrolle zu erlangen, was man anfang alles andere als leicht ist. Das Erlenen des Klarträumens ist ein stetiger Prozess, der eigentlich nie ganz abgeschlossen wird. Anfangs geht es bei vielen recht zäh voran, was auch ein Grund dafür ist, weshalb viele schon nach wenigen Wochen frustriert sind und aufgeben, ich bin allerdings der Meinung, dass jeder, mit der entsprechenden Motivation und einigen Techniken und Hilfsmitteln, dazu fähig ist, sich luzides Träumen selbst beizubringen.